«Mit Grünes Gallustal wollen wir das Ruder herumreissen»

Mathias Inhelder (Bild: GSI Architekten AG)

Warum engagiert sich Mathias Inhelder für ein grüneres St.Gallen? Der Mitautor von «Grünes Gallustal», Mitinhaber von GSI Architekten AG, Vorstandsmitglied des Quartiervereins Nordost-Heiligkreuz und Initiant des Areal Bach erzählt, was ihn antreibt.

Mathias, warum engagiert sich ein Architekturbüro für ein grüneres St.Gallen?

Mathias Inhelder: Tagtäglich beschäftigen wir uns mit städtebaulichen Themen und deren Auswirkungen auf unser Umfeld. Als Architekten haben wir die Möglichkeit, Skizzen, Visionen und Ideen so aufzubereiten, dass vom Laien bis zum Experten eine breite Diskussion entstehen kann. Diese Chance möchten wir nutzen und so unseren Beitrag an ein klimaverträgliches St.Gallen leisten. Die Bauwirtschaft ist aufgrund des ausgestossenen CO2 und des sehr hohen Energieverbrauchs ein grosser Treiber für die globale Klimaerwärmung. Grünes Gallustal kann hier einen winzigen Teil zur Besserung beitragen, vor allem aber über die vorgeschlagenen Massnahmen das Klima in der Stadt St.Gallen (z.B. in einem Hitzesommer) für Mensch, Tier und die Pflanzenwelt erträglicher machen. Wir müssen sicherstellen, dass dafür nicht einfach Grün- und Freiflächen verbaut werden. Im Gegenteil: Die künftige Verdichtung verlangt nach Grünräumen, die schnell erreichbar sind.

 

Was werden künftige Generationen zur heutigen Bautätigkeit sagen?

Ich hoffe, dass wir es schaffen, in Bäume und Grünräume zu investieren, damit die Stadt auch in Zukunft noch bewohnbar ist. Die Zeiten der Verschwendung von Flächen, nicht erneuerbaren Materialien und Energien sind vorbei. Die Überhitzung und der Artenschwund sind grosse Themen. Ich will nicht, dass künftige Generationen uns vorwerfen, wir hätten Bau- und Umweltsünden auf ihre Kosten begangen… aktuell hätten sie alles Recht dazu! Mit Grünes Gallustal wollen wir das Ruder herumreissen. Aber wir müssen jetzt reagieren: Bis die Massnahmen ihre volle Wirksamkeit entfalten, dauert es Jahrzehnte. Wir dürfen auf keinen Fall trödeln: Eine weitere Generation den aktuellen Tendenzen auszusetzen, wäre schlichtweg fahrlässig und unwiderrufbar.

 

Du hast als Vorstandsmitglied des Quartiervereins Nordost-Heiligkreuz das Areal Bach initiiert. Was bedeutet dir dieses Projekt?

Das Areal Bach ist ein wichtiger Meilenstein und zeigt, dass die Zivilbevölkerung hungrig nach Frei- und Grünräumen ist, wo echte Begegnungen stattfinden und die Natur in die Stadt zurückkehrt. Als eines der Pilotprojekte von Grünes Gallustal ist das Areal Bach auch ein wichtiges Vorbild für andere Quartiere, die für ihre Quartier-Freiräume kämpfen. Grünes Gallustal zielt nicht nur auf Flora und Fauna, sondern soll einen echten Mehrwert für die Bewohnenden von St. Gallen bereitstellen. Nur wenn viele der Massnahmen auch offensichtlich der Bevölkerung dienen, kann eine Dynamik den Erstellungsdruck genügend hochhalten.