Kerngesunde Platane wird gefällt: Marktplatz wird noch grauer
Eine über 45-jährige Platane auf dem Marktplatz soll bereits im November 2023 gefällt werden. Dies, weil die Stadt St.Gallen und die St.Galler Stadtwerke eine neue Fernwärmeleitung quer über den Marktplatz planen. «Grünes Gallustal» versuchte vergeblich, die Fällung zu verhindern.
Genau hier muss die Fernwärmeleitung durchführen. Dieser kerngesunde Baum bei den Marktständen am Marktplatz/Blumenmarkt steht gemäss der Stadt im Weg. Auch nach wiederholter Intervention und Nachfrage von «Grünes Gallustal» konnten die Verantwortlichen keine alternative Lösung finden.
Die Stadt schreibt: «Die St.Galler Stadtwerke haben nach Möglichkeiten gesucht, um die Platane zu erhalten. Die begrenzten Platzverhältnisse lassen jedoch keine Leitungsführung zu, die das Wurzelwerk des Baumes nicht massgeblich beschädigt. Gemäss Stadtgrün kann somit die Standsicherheit des Baumes nicht mehr gewährleistet werden. Aus diesem Grund haben sich die St.Galler Stadtwerke für eine Rodung entschieden. Die Platane wird in der ersten Phase des Bauprojekts gefällt, voraussichtlich Mitte November. Wir bedauern diesen Schritt.»
Baum könnte gerettet werden
Das Projektteam von «Grünes Gallustal» ist hingegen der Ansicht, dass es durchaus alternative Lösungen gäbe. Würde die Fernwärmeleitung ein paar Schritte weiter Richtung Treppe zum Blumenmarkt verlegt, könnte der kerngesunde Baum gerettet werden.
Dass ein Baum ausgerechnet für eine Fernwärmeleitung - eine ökologische Energiequelle - weichen muss, ist unter dem Aspekt der Güterabwägung sehr fragwürdig. Ein solcher Baum hinterlässt eine Lücke. Denn um ihn zu kompensieren, sind mindestens drei Jungbäume nötig. Diese zu pflanzen kostet vor allem in der Altstadt viel Geld: Grünes Gallustal schätzt die Kosten für drei Jungbäume auf 150'000 Franken.
Nicht alle Jungbäume halten der Hitze stand
Die besagte Platane reicht mit ihren Wurzeln bis ins Grundwasser. Das sichert ihr Überleben in Hitzephasen wie im Sommer 2023. Viele Jungbäume gehen bei hohen Temperaturen ein. Die Linde bei der Brühlpost zum Beispiel hat es nicht geschafft: Sie ist 23 Jahre alt und verkümmert.
In die Zukunft denken
«Grünes Gallustal» appelliert an die Stadt, den Schutz von Bäumen ernst zu nehmen. Sie soll die Chance nutzen, langfristig zu denken und zum Vorbild zu werden. Andere Städte haben die Dringlichkeit längst erkannt: Zürich pflanzt intensiv Bäume, um die Baumkronenfläche bis 2050 auf 25% zu erhöhen und so die Folgen des Klimawandels abzumildern.
In St.Gallen braucht es mindestens 58’000 zusätzliche Bäume, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Mehr zum Thema ist auf M1 Stadtbäume nachzulesen.