Mitwirkung St.Leonhard-Brücke: Chance für ein «Grünes Ufer»
Im Bereich der St.Leonhard-Brücke wird die Wegführung für Velofahrende neu organisiert. Die Stadt St.Gallen lud im November 2024 zur öffentlichen Mitwirkung St.Leonhard-Brücke ein. Das Team von «Grünes Gallustal» schaute wie immer bei solchen Mitwirkungen über den Perimeter hinaus und schlägt vor, das Potenzial noch besser zu nutzen: Mehr Grün entlang der Gleise und die Wiederherstellung der Allee vor dem Geschäftshaus «Leopard».
«Grünes Gallustal» zeigte bereits 2022, wie entlang des «Gleisflusses» ein «grünes Ufer» entsteht. Um die geplante Veloroute zur Paradiesstrasse zu begradigen, könnte die gleiche Grünfläche auch auf der anderen Strassenseite entstehen (Visualisierung: Grünes Gallustal).
Worum geht es?
Das städtische Mobilitätskonzept verlangt, dass sich der Anteil des Veloverkehrs am Modalsplit bis 2040 gegenüber 2010 verdoppelt. Die aktuellen Zahlen entwickeln sich zwar in die gewünschte Richtung, können aber durch gezielte Massnahmen noch verbessert werden. Eine Massnahme ist der velofreundliche Ausbau des Knotens bei der St.Leonhard-Brücke.
Was ist geplant?
Konkret ist geplant, die Brücke zu verbreitern, den Weg unter der Brücke zu begradigen und eine fahrbare Rampe zur Burgstrasse zu bauen.
Das aus einem Projektwettbewerb 2020 hervorgegangene Siegerprojekt sieht vor, die Ästhetik der Brücke zu belassen und die neuen Stützwände bei der Rampe mit dem gleichen Naturstein zu bekleiden, wie dies ostseitig bereits der Fall ist. Der Platz ist sehr begrenzt und die üblichen Verkehrsnormen können nicht eingehalten werden.
Die St.Leonhard-Brücke bekommt einen Veloweg in beide Richtungen. Dieser verbindet die Vadianstrasse mit der neuen Velovorzugsroute in den Westen und dem nördlichen Korridor Richtung Bahnhof Nord. Um Platz für den Velo- und Fussverkehr zu schaffen, wird die Brücke verbreitert. Dafür müssen einige Bäume weichen. Als Ersatz soll eine Wildrosenhecke gepflanzt werden. Ausserdem sollen Stein- und Totholzhaufen, Lehmlinsen und Blumenwiesenstreifen entstehen.
Das Projekt, das die Stadt vorschlägt: Die St.Leonhard-Brücke wird um einen beidseitigen Veloweg (dunkel eingefärbt) erweitert (Bild: Stadt St.Gallen).
Vorschlag von «Grünes Gallustal»: Jede verfügbare Fläche wird für die Begrünung genutzt (Visualisierung: Grünes Gallustal).
Was sagt «Grünes Gallustal» zum Vorhaben?
«Grünes Gallustal» befürwortet das Vorhaben. Auf der St.Leonhard-Brücke haben wir die Chance, Grünelemente lückenlos zu vernetzen und das «Grüne Ufer» entlang der Bahngleise zu vervollständigen.
Den Veloverkehr vom motorisierten Individualverkehr zu entflechten, führt in der Regel zu einer zusätzlichen Versiegelung, denn alle Verkehrsteilnehmenden brauchen Platz. Das entspricht nicht den Zielen von «Grünes Gallustal». In diesem Fall lässt sich das aber mit den hohen Verkehrszahlen rechtfertigen.
Gerade im Zentrum, wo der Platz knapp und weitgehend versiegelt ist, sollte der Fokus auf eine möglichst lückenlose Vernetzung der Grünelemente gelegt werden. Auch schmale Streifen oder Inseln mit kurzen Abständen ermöglichen die für die Biodiversität notwendige Lebensraumvernetzung. Mauerberankungen bilden hierzu wertvolle Brücken.
In diesem Fall tragen die Grünelemente auch zur Vervollständigung des «Grünen Ufers» entlang der Bahngleise bei, beschrieben im Kapitel M12 Grünes Ufer (PDF) des Leitbilds. Dank durchgehend naturnaher Begleitflächen wie Böschungen, Trasse-Zwischenräumen oder Mauerberankungen gewinnt St.Gallen zur flussähnlichen Weite der Gleisanlagen ein durchgehendes «Uferband» an Ruderalflächen.
Zu hinterfragen ist die Verkehrsfläche im Bereich Burgstrasse-Paradiesstrasse. Hier kann durch einen Flächentausch Grünfläche gewonnen werden, ohne dass Nutzfläche verloren geht.
Neu wird der Veloverkehr von der Burgstrasse unter der Brücke via Grünbergstrasse zum Hauptbahnhof und zur Rosenbergstrasse geführt. Dadurch erübrigt sich der Radstreifen auf der St.Leonhard-Strasse. Dies eröffnet die Möglichkeit, vor dem Geschäftshaus «Leopard» wieder Bäume zu pflanzen.
Die Durchfahrt Burgstrasse – Paradiesstrasse – Lustgartenstrasse muss nur im Notfall oder für Anstösser möglich sein. Folglich genügt eine minimale Breite. Die verlorenen Parkfelder können neben einer verschmälerten Fahrbahn auf der Burgstrasse kompensiert werden (Visualisierung: Grünes Gallustal).
Aufnahme von 2004: Mit der Verbreiterung um eine Spur im Jahr 2010 wurden diese jungen Bäume bereits wieder gefällt. Jetzt könnte sie wieder gepflanzt werden (Foto: privat).
Der Verbesserungsvorschlag von «Grünes Gallustal» in 9 Punkten:
Sämtliche geplanten Parkfelder werden unversiegelt umgesetzt. Beidseitig können Bäume mit bepflanzten Baumscheiben zwischen den Parkfeldern gepflanzt werden. Die triste Erscheinung der Nordost-Fassade des Geschäftshauses «Leopard» wird damit aufgewertet. Die Baumpflanzungen auf der Seite der Lokremise sind aufgrund der Werkleitungen beim Strassensanierungszyklus zu berücksichtigen. Diese Flächen können schon heute als Rabatte für die Zukunft gesichert werden!
Diese Fläche bietet sich geradezu zur Baumpflanzung an. Das vorliegende Projekt bietet mehr Raum zur Begrünung.
Klettergrün an der Natursteinmauer: Da die Restfläche bis zum Gleis ohnehin nicht genutzt werden kann, soll auch diese begrünt werden. Hier ist sogar noch Platz für einen Baum.
Es ist bedauernswert, dass die Bäume gefällt werden müssen. Gemäss Plan wären die Stämme knapp nicht tangiert. Falls die Rodung unausweichlich ist, muss eine Ersatzpflanzung erfolgen.
Fassaden- und Mauerbegrünung
Mauerberankung
Entsiegelung des Parkplatzes
Zusätzlicher Baum
Die neue Velowegführung via Grünbergstrasse und den Tunnel Beginenweg macht diesen Radstreifen überflüssig. Somit könnte die vor 20 Jahren gerodete Baumreihe trotz zusätzlicher Spur für den motorisierten Individualverkehr wieder gepflanzt werden (siehe Bild unten).
Hier findest du das Dokument (PDF) mit den 9 Verbesserungsvorschlägen zuhanden der Stadt St.Gallen. Im Kapitel M12 (PDF) wird das «Grüne Ufer» erklärt.